Am 21.09.2013 führte die Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn e. V. wieder eine ihrer bekannten Fachexkursionen durch. Das Ziel war diesmal Kassel um dort die neue Straßenbahnlinie nach Hessisch Lichtenau und das System von RegioTram (Straßenbahnen im Mischbetrieb mit DB) und Straßenbahnen (zum Teil auf ehemaligen DB-Strecken) kennen zu lernen.

Die Anfahrt über den vor einigen Jahren erzwungenen Umstieg Schlüchtern (auf der Strecke Gemünden – Fulda) war für einige Teilnehmer Neuland. Eine weitere Überraschung war der Umstieg im Bahnhof Fulda. Dieser ist ein gelungenes Beispiel für vorausschauende Planung. Als Barrierefreiheit vielen noch ein Fremdwort war, baute man einen ICE-Bahnhof auf zwei Ebenen mit integriertem Busbahnhof und barrierefreien Zugängen zu den Gleisen, zum Busbahnhof und zur Innenstadt.

Die nordhessische Metropole Kassel selbst zog mit ihrem Stadtfest zum 1100-jährigen Bestehen der Stadt eine Vielzahl von Besuchern an, wofür die Straßenbahnen aus der zentralen Königsstraße auf eine Parallellinie umgelenkt wurden – keine Probleme – kein Stau – keine Verspätungen, aber volle Erreichbarkeit der Innenstadt mit allen Linien.

Eine weitere Besonderheit stellt der Übergang der vier sogenannten RegioTram-Linien aus dem Umland durch den historischen Kopfbahnhof Kassel Hbf und den Tunnel in das Straßenbahnnetz der Stadt dar.

1988 wurde im Generalverkehrsplan der Stadt Kassel und auf Wunsch der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG (KVG) der östliche Ausbau der Tram bis zum Stadtrand mit aufgenommen. 1990 begann die KVG mit Vorplanungen für die Lossetalbahn, die Strecke Kassel – Hessisch Lichtenau und schon im Zeitraum von 1998 bis 2006 wurde der Streckenausbau / Neubau fertiggestellt.

Die Strecke wurde nach modernsten Gesichtspunkten ausgebaut, u. a. mit der Möglichkeit „Cross Platform“ in Kaufungen Gesamtschule und Helsa Bahnhof zwischen Schiene und Bus umzusteigen.

Die Teilnehmer wollten sich dieses „Cross Platform“ vor Ort ansehen. Sie wollten die Fahrzeuge auf der Strecke erleben und fühlen, wie ein Erschließungskonzept diese Erfolge zeitigen kann. Allein von 1999 bis 2001 stiegen die Fahrgastzahlen um über 50% gegenüber den bisher bekannten Zahlen im Busverkehr.

Man nutzte deshalb die vielfältigen ÖPNV-Angebote auf der Exkursion und vor allem auf der Rückfahrt über Hessisch Lichtenau-Eschwege (mit reaktiviertem Stadtbahnhof)-Bad Salzungen-Würzburg erlebte die Gruppe, wie gut die einzelnen Fahrten aufeinander abgestimmt waren. Minimale Wartezeiten, so gut wie keine Verspätungen und dies alles, obwohl zwei längere Busfahrten über Land die Beförderungskette auf der Schiene unterbrachen.

Die Mitglieder und Gäste der IWS waren ein wenig neidisch weil der Ausbau des von den Bürgern geforderten ÖPNV in Nordhessen und Anderswo so schnell vorangeht aber in Würzburg werden vermutlich alle Fristen zur Förderung von ÖPNV-Ausbauvorhaben verfehlt.

Neben einem anstrengenden aber erfahrungsreichen Tag nahmen die Teilnehmer der Exkursion eine wichtige Erfahrung mit:

Wenn der Wille vorhanden ist, läßt sich auch im ÖPNV jedes vernünftige Projekt realisieren!