Sehr geehrte Damen und Herren,

die IWS begrüßt die Planungen für den Ausbau des Straßenbahnnetzes in Würzburg um die neue Trasse in die Stadtteile Frauenland und Hubland mit Anbindung des Unicampus am Hubland. Wir unterstützen die Ausführung der gewählten Trassenvariante 2c, die auch nach unserer Meinung von allen Varianten die bestmögliche Erschließung gewährleistet und hoffen auf eine schnellstmögliche Realisierung.  Zu den vorliegenden Plänen möchten wir in unserer Stellungnahme aber auf einige Punkte hinweisen, bei denen wir Änderungs- oder Verbesserungsbedarf sehen. Diese Stellungnahme sehen wir als Möglichkeit an, durch den Hinweis auf mögliche Schwachpunkte in der Planung dazu beitragen zu können, Konfliktpotenzial auszuräumen und weitere Verzögerungen bei der Realisierung dieses für die Stadt Würzburg enorm wichtigen Projektes zu vermeiden.

Gleisoberbau
Nachdem in den früheren Planungen richtigerweise in allen Trassenbereichen, die nicht befahrbar sein sollen, die Ausführung eines Rasengleises vorgesehen war, wird nun in weiten Teilen der neuen Straßenbahntrasse (insgesamt 7487 m² in der Schlörstraße, Zu-Rhein-Straße  und vom Zwerchgraben bis zur Wendeschleife) ein Schwellengleis in Schotterbett vorgesehen. Dies sehen wir gleich in mehrfacher Hinsicht als sehr bedenklich an:

Aus städtebaulichen Gründen
Die Ausführung als Schottergleis stellt eine deutliche Verschlechterung des städtebaulichen Erscheinungsbildes gegenüber dem Rasengleis dar. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass die Ersatzpflanzungen für den nicht haltbaren heutigen Baumbestand diesen auf Jahre hin nicht vollwertig ersetzen können. Besonders negativ fällt hierbei der Abschnitt Maurmeierstaße auf, in dem in eine bestehende Grünfläche zukünftig durch ein mittig verlaufendes Schotterband durchschnitten und massiv entwertet wird, was eine klare städtebauliche Verschlechterung darstellt, sowie die anschließende Drachenwiese, die als einer der drei Hauptkonfliktbereiche (s. Erläuterungsbericht Seiten 85 und 88) eingeschätzt wird. Die Beeinträchtigung des Ortsbildes durch die Trassenführung (s. Erläuterungsbericht Seite 90) würde durch Einbau eines Rasengleises erheblich vermindert.

Immissionsschutz
Das Rasengleis dient dem Schallschutz, da es die Fahrgeräusche der Straßenbahn deutlich reduziert. Insbesondere in den Wohnlagen ist dies ein gewichtiger Faktor, da die Wohn- und Lebensqualität dadurch nachhaltig beeinflusst wird. Die Geräuschemissionen sind bei einem Schottergleis deutlich höher.  Dass bei der schalltechnischen Untersuchung genau die im Wohnbereich gelegenen Abschnitte mit Schottergleis als Problembereiche besonders hervorgehoben werden (s. Erläuterungsbericht Seite 92) spricht für sich.

Klimaschutz
Das Klima im Bereich des Würzburger Talkessels zeichnet sich durch Temperaturen aus, die im Durchschnitt über denen des angrenzenden Umlands liegen sowie durch Trockenheit. Während im Schotterbett das Wasser rasch verdunstet und die Schottersteine sehr viel Wärme aufnehmen und an die Umgebung abstrahlen, speichert der Rasen Feuchtigkeit und gibt diese über einen längeren Zeitraum an die Umgebung ab. Er sorgt in der Umgebung für ein angenehmeres Klima.
Wenn eine Bauweise mit Versickerungsmöglichkeit gewählt wird, könnte das Rasengleis einen Beitrag zur Auffüllung der Grundwasserspeicher leisten. Bekanntlich wird inzwischen der Versickerung von Niederschlagswasser der Vorzug vor dem Ableiten gegeben.  Wir verweisen auch hier auf den Erläuterungsbericht Seite 90 und den §55 (2) des Wasserhaushaltsgesetzes.

 

Landesgartenschau 2018:
Bekanntlich soll die Straßenbahn bis zur Landesgartenschau 2018 fertiggestellt sein und als Musterbeispiel für eine besonders umweltverträgliche Erschließung dienen. Die Trassierung im Schotterbett als Standardausführung, kann nicht als gutes Beispiel für nachhaltige, zukunftsorientierte Stadtentwicklung dienen. Der Einbau von Schottergleisen in Wohngebieten und Grünanlagen würde den Gesamteindruck des LGS-Geländes und auch das Erscheinungsbild der Stadt Würzburg empfindlich stören.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass es mehrere sehr gewichtige Gründe für das Rasengleis gibt. Wie hoch der finanzielle Mehraufwand tatsächlich sein wird ist strittig, denn es gibt verschiedene technische Lösungen. Zudem dürfte ein verringerter Bedarf von Schallschutzmaßnahmen zu einer teilweisen Kompensation dieser Mehrkosten führen. Die Abwägung der Vorteile der Rasengleislösung gegenüber dem Schottergleis im Verhältnis zu den Mehrkosten spricht eindeutig für die Ausführung des Rasengleises.

Dies trifft umso mehr zu, wenn man dies in Relation zum sogenannten Flüsterasphalt im Straßenbau setzt: Hier liegen in der Regel schon die zusätzlichen Investitionskosten für vergleichbare Teilstücke im Bereich mehrerer Millionen Euro. Dazu kommt eine wesentlich geringere Lebensdauer der Fahrbahn, was die Kosten mittel- und  langfristig noch deutlich erhöht. Dagegen ist hier nur eine zeitlich begrenzte Reduzierung im Abrollgeräusch des MIV zu verzeichnen, da mit der Abnutzung der Fahrbahn die geräuschmindernde Wirkung innerhalb von wenigen Jahren sehr stark abnimmt und nach ca. 6 – 8 Jahren praktisch nicht mehr vorhanden ist. Städtebaulich und klimatisch bringt der Flüsterasphalt keine Vorteile.

Wir fordern, daß in allen als Schottergleis geplanten Abschnitten statt dessen ein Rasengleis zum Einbau kommen soll. Daß Kreuzungen, Übergänge, Grundstückszufahrten und Haltestellen in geeigneter Weise befestigt sein müssen, sehen wir als selbstverständlich an.

Zudem fordern wir den Eingriff auf private Grundstücke auf das absolut notwendige Mindestmaß zu beschränken. Wir haben bei Streckenbegehungen festgestellt, daß an den kritischen Stellen durch eine andere Gliederung des zur Verfügung stehenden öffentlichen Raumes solche Eingriffe weitestgehend vermieden werden können.